Land & Leute
Druk Yul, das Land des Donnerdrachen, liegt mitten im östlichen Himalaja. Das kleine Bergland - mehr als 80 Prozent seiner Fläche liegen höher als 2.000 Meter - wird durch natürliche Barrieren von seinen Nachbarländern Tibet und Indien abgeschirmt. Am eindrucksvollsten ist die Grenze im Norden - das mächtige Himalajagebirge, dessen Gipfel schier bis in den Himmel ragen. Aber auch das Land selbst ist von Bergen geprägt. Von Norden nach Süden erstrecken sich die Gebirgszüge, dazwischen finden sich liebliche Täler mit Flüssen und üppigen Rhododendronwäldern, riesigen Magnolienbäumen und Fetzen von Flechten, die weithin sichtbar wie zerfranste Zaubermäntel von alten, hochaufragenden Bäumen hängen.
Richtung Osten.
Wer die Straße von Thimpu Richtung Osten fährt, hat immer wieder hohe Pässe zu überqueren. Eine gute Gelegenheit, eine kurze Rast zu machen, den Ausblick zu genießen und vielleicht mit den Gebetsfahnen, die zu Tausenden im Wind flattern, ein Gebet in den Himmel zu schicken. Durch die engen, sich auf und ab windenden Strässchen werden auch an sich kurze Fahrtstrecken zu herausfordernden Unternehmungen. Hektik ist in diesem Land unangebracht. Dafür gibt es auf Schritt und Tritt mystische Plätze zu entdecken.
Sanfte Entwicklung.
Der Besuch der Tsechus, der religiösen Feste, bietet eine gute Gelegenheit, nicht nur das Land und die Traditionen sondern auch die Leute näher kennen zu lernen. Nur wenige Touristen besuchen das geheimnisvolle Land - derzeit sind es etwa 7.000 pro Jahr, die die Erlaubnis erhalten, in das Land des Donnerdrachen zu reisen. Das ist mit ein Grund dafür, warum es gelungen ist, viele Traditionen zu bewahren. Diese Politik wird von König Jigme Singye Wangchuck, der seit 1972 regiert, bewusst verfolgt. Bhutan ist nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich weitgehend unabhängig. Und das obwohl - oder gerade weil - man in Bhutan auf eine langsame Entwicklung des Landes größten Wert legt. - "Das Pro-Kopf-Einkommen unserer Bürger soll nie schneller wachsen, als das Glück pro Kopf", lautet ein Leitsatz von König Wangchuck. - Die sanfte Entwicklung Bhtunas hat dem kleinen Königreich Zeit geschenkt, aus den Fehlern anderer Länder zu lernen.
Stolz und unabhängig.
Bhutan wurde nie kolonisiert, die Bewohner haben ihre Unabhängigkeit bewahrt und sind stolz auf ihre Traditionen. Sie leben die alten Sitten und Gebräuche. Sie sind anders und legen Wert darauf, es zu bleiben. Die Bhutaner haben eine sehr demokratische Lebensweise. Wenn ein Problem auftaucht, wird nicht heftig gestritten, bis sich der lauteste oder stärkste durchsetzt. Man setzt sich hin und diskutiert die Angelegenheit ganz ruhig und vernünftig. Jeder hört sich geduldig den Standpunkt des anderen an, dann werden die Argumente abgewogen und eine Lösung vorgeschlagen.
Bhutanesische Höflichkeit
Die bhutanesische Höflichkeit ist sprichwörtlich und sorgt bei Besuchern mitunter für Verwirrung. So gilt es in Bhutan zum Beispiel als äußerst unhöflich, "nein" zu sagen. Ein Bhutanese wird also immer positive Auskunft geben oder er wird ausweichend antworten, um keine Absage erteilen zu müssen. So kann jeder sein Gesicht wahren.
Zu Gast in Bhutan
Einem Besucher nicht mindestens eine Tasse Tee oder ein Glas Alkohol anzubieten, gilt ebenfalls als sehr unhöflich. In einem Privathaus sollte der Gast mindestens zwei Tassen oder Gläser des offerierten Getränks zu sich nehmen. Doch wäre es unhöflich, das Angebot sofort anzunehmen. Sind Sie selbst Gastgeber, nehmen Sie daher eine erste Ablehnung Ihres Gastes nicht so ernst, sondern erneuern Sie Ihr Angebot.
In Bhutan ist es nicht üblich, sich beim Essen zu unterhalten. Die ganze Aufmerksamkeit wird dem Essen gewidmet. Von Gästen wird in Privathäusern erwartet, dass sie nach dem Essen aufbrechen. Ein gemütliches Beisammensein, wie es in anderen Ländern üblich ist, kennt man in Bhutan nicht. Seien Sie nicht irritiert, wenn Ihr Gastgeber nicht mit Ihnen isst. Auch das gehört zur bhutanesischen Tradition.